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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Bedeutung des Klimawandels für Nierensteinerkrankungen

UROLITHIASIS Philadelphia – Inzidenz und Prävalenz der Urolithiasis haben in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen. Parallel dazu mehren sich die Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Urolithiasis und dem Wetter. Ryan Spiardi aus der Renal-Electrolyte and Hypertension Division am Penn Presbyterian Medical Center der University of Pennsylvania in Philadelphia, Vereinigte Staaten, sowie David S. Goldfarb und Gregory E. Tasian sichteten die zu diesem Thema vorliegende Literatur. So scheint das Risiko an Urolithiasis zu erkranken für die Stadtbevölkerung, welche tendenziell eher grösserer Hitze ausgesetzt ist, im Vergleich zur Landbevölkerung grösser zu sein. Als biologische Erklärung kommt die verminderte Diurese zur Kompensation des Flüssigkeitsverlustes durch Schwitzen und somit stärkerer Urinkonzentration in Frage. In den USA beispielsweise tritt die Urolithiasis häufiger im tendenziell wärmeren Süden und Westen auf, was der Region den Übername «stone belt», in Anlehnung an den «corn belt» eingebracht hat. Eine Studie mit über 60.000 Patienten aus den USA konnte ein höheres Urolithiasisrisiko in Städten mit einer höheren durchschnittlichen Tagestemperatur aufzeigen. Für gewisse Städte zeigte sich eine Plafonierung des Risikos nach Erreichen einer bestimmten Temperatur während für andere ein linearer Anstieg bestand. Eine weitere Studie aus den USA konnte einen Zusammenhang zwischen der jährlichen Regenmenge und Temperatur sowie der Anzahl Operationen für Urolithiasis aufzeigen. Hinweise darauf, dass nicht nur die durchschnittliche Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit zumindest eine Korrelation zur Urolithiasisinzidenz haben könnten, fanden sich in einer weiteren Studie. Die Autoren weisen in der im November 2023 beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY FOCUS erschienenen Arbeit zudem auf eine kürzlich publizierte Studie hin, die eine drastische Zunahme der Urolithiasis mit Fortschreiten des Klimawandels prognostiziert. So wäre mit einer Verdoppelung der Inzidenz und jährlichen Gesamtkosten von fast 100.000.000 USD in den USA zu rechnen. (fa)

Autoren: Spiardi R, Goldfarb DS, Tasian GE. Korrespondenz: Gregory E. Tasian, Division of Urology, Children’s Hospital of Philadelphia, Wood Center, 34th Street and Civic Center Boulevard, Philadelphia, PA 19104, USA. E-Mail: tasiang@chop.edu Studie: Role of Climate Change in Urologic Health: Kidney Stone Disease. Quelle: Eur Urol Focus. 2023 Nov;9(6):866-868. doi: 10.1016/j.euf.2023.10.001. Epub 2023 Oct 13. PMID: 37839975. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(23)00218-3/abstract

KOMMENTAR Mit dem Fortschreiten des Klimawandels ist von einer Zunahme der Urolithiasisinzidenz auszugehen, insbesondere in städtischen Gebieten. Nebst dem zu erwartenden Temperaturanstieg könnte die Tendenz durch Wasserknappheit zunehmen, induziert durch Trockenperioden oder eine Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung durch Verschmutzung nach Extremereignissen.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital