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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Phase I/II zur Radioligandentherapie mit [177Lu]LuPSMA-617 vor radikaler Prostatektomie

PROSTATE CANCER Melbourne – Trotz einer initialen Lokaltherapie des high-risk Prostatakarzinomes (hrPCa) in kurativer Absicht liegen die Raten für ein biochemisches Rezidiv bei bis zu 50%, mit einer 15-Jahres-Prostatakrebs-spezifischen Sterblichkeitsrate von 22 bis 37%. Obwohl neoadjuvante Therapien in vielen Krebserkrankungen zu einer verbesserten Krebskontrolle geführt haben, ist dies beim PCa bisher noch nicht gelungen, obwohl eine Reihe randomisierter Studien mit grosser Spannung erwartet werden. Das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) hat sich als Ziel für Bildgebung und Therapie beim PCa etabliert. Die Radioligandentherapie (RLT) mit [177Lu]LuPSMA-617 bindet mit hoher Affinität an PSMA-exprimierende Zellen und ermöglicht eine gezielte Abgabe von Strahlung in Form von Beta-Teilchen. Zwei randomisierte Studien konnten zeigen, dass [177Lu]Lu-PSMA-617 die Gesamtüberlebensrate und die Lebensqualität bei Männern mit fortgeschrittenem mCRPC verbessert. In der nachfolgend vorgestellten einarmigen Phase I/II LuTectomy-Studie wollten die Autoren um Renu S. Eapen aus der Division of Cancer Surgery am Peter MacCallum Cancer Centre in Melbourne, Australien, die Aktivität und Sicherheit von [177Lu]Lu-PSMA-617 vor Prostatektomie beim unbehandelten lokalisierten hrPCa und stark PSMA-exprimierender Erkrankung untersuchen. Insgesamt wurden zwei Kohorten à je 10 Patienten gebildet, wobei Kohorte A einen Zyklus [177Lu]Lu-PSMA-617 zu 5 GBq erhielt. Kohorte B erhielt sechs Wochen später einen weiteren Zyklus. Sechs Wochen nach dem letzten Zyklus wurden die Patienten der radikalen Prostatektomie unterzogen. Die mediane Strahlenabsorptionsdosis aller Läsionen nach Zyklus 1 betrug 35,5 Gy (19,5 – 50,1), wobei 19,6 Gy (11,3 – 48,4) an die Prostata abgegeben wurden. Wie die Autoren in der Oktober-Ausgabe 2023 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY berichten, erzielten neun (45%) Patienten einen PSA-Rückgang von >50%. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Grad-1-Müdigkeit (40%) und Übelkeit (35%). Es traten keine Grad-3/4-Toxizitäten oder Komplikationen grösser als Clavien-Dindo Grad 2 auf. (fa)

Autoren: Eapen RS, Buteau JP, Jackson P, Mitchell C, Oon SF, Alghazo O, McIntosh L, Dhiantravan N, Scalzo MJ, O’Brien J, Sandhu S, Azad AA, Williams SG, Sharma G, Haskali MB, Bressel M, Chen K, Jenjitranant P, McVey A, Moon D, Lawrentschuk N, Neeson PJ, Murphy DG, Hofman MS. Korrespondenz: Renu S. Eapen, Peter MacCallum Cancer Centre, 305 Grattan Street, Melbourne 3000, Australia. E-Mail: Renu.Eapen@petermac.org Studie: Administering [177Lu]Lu-PSMA-617 Prior to Radical Prostatectomy in Men with High-risk Localised Prostate Cancer (LuTectomy): A Single-centre, Single-arm, Phase 1/2 Study. Quelle: Eur Urol. 2023 Oct 25:S0302-2838(23)03087-7. doi: 10.1016/j.eururo.2023.08.026. Epub ahead of print. PMID: 37891072. Web: https://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(23)03087-7/abstract

KOMMENTAR Zusammenfassend zeigt die Phase I/II Studie die Abgabe einer signifikanten, gezielten Strahlendosis durch den Beta-Emittenten [177Lu]Lu-PSMA-617 bei einer guten Toleranz. Die nachfolgende Prostatektomie konnte ohne relevante Komplikationen durchgeführt werden und nur in wenigen Patienten konnte eine die Prostata umgebende Fibrose beobachtet werden. Als wichtigste Limitation der Studie führen die Autoren ihr Design im Sinne einer einarmigen Machbarkeitsstudie ohne Kontrollgruppe auf sowie das relative kurze Intervall zwischen letztem Zyklus und Prostatektomie von 6 Wochen, wobei der maximale Effekt einer Strahlentherapie erst nach einigen Monaten zu erwarten wäre.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital