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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Potential der ctDNA als möglicher Risikomarker für den Einsatz von adjuvantem Azetolizumab bei muskelinvasivem Urothelkarzinom

UROTHELIAL CANCER London – Trotz radikaler Zystektomie in kurativer Intention beträgt das Risiko eines Lokalrezidives oder von Fernmetastasen beim muskelinvasiven Urothelkarzinom (MIUC) innerhalb von 2 Jahren circa 50%. Die adjuvante Therapie, inklusive Immuncheckpoint-Inhibitoren konnte bisher in einigen Patienten im Vergleich zu Placebo einen Vorteil hinsichtlich des krankheitsfreien Überlebens (DFS) aufzeigen, jedoch nicht in Bezug auf das Gesamtüberleben (OS). Entsprechend besteht die Notwendigkeit einer Riskostratifizierung zur Identifikation von Patienten, welche von einer adjuvanten Therapie profitieren können. Zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) ist ein vielversprechender Biomarker zur frühen Detektion molekularer residualer Tumorlast und zur Rezidivprädiktion. IMvigor010, eine Phase 3 Studie, welche Azetolizumab (anti-PD-L1) vs. Placebo im adjuvanten Setting beim MIUC untersucht, konnte einen DFS- und OS-Benefit in der ctDNA positiven Subgruppe aufzeigen. Im hier zusammengefassten Artikel stellen die internationalen Autoren um Thomas Powles aus dem Barts Cancer Institute der Queen Mary University of London ECMC, Vereinigtes Königreich, aktuelle OS-Daten für die Gesamtpopulation (ITT population) sowie die ctDNA positive Subgruppe vor. Das mittlere follow-up betrug 46,8 Monate in der ITT Population. Das mediane OS betrug 61,4 Monate in der Azetolizumabgruppe gegenüber 59,0 Monaten. Die 3-Jahresüberlebensraten betrugen 61% vs. 62%. Mit Ausnahme des ctDNA-Status vor Verabreichung der ersten Azetolizumab-Dosis erbrachte eine Subgruppenanalyse keine relevanten Unterschiede im OS. Insgesamt 581 Patienten (72%) verfügten über einen ctDNA-Test zu Studienbeginn, wobei bei 214 Patienten (37%) ctDNA nachgewiesen werden konnte. Wie aus der im Februar 2024 im Fachjournal EUROPEAN UROLOGY veröffentlichten Studie hervorgeht, betrug das mediane OS bei ctDNA positiven Patienten 29,8 Monate in der Azetolizumab Gruppe gegenüber 14,1 Monaten in der Placebo-Gruppe. Die 3-Jahresüberlebensraten betrugen 43% vs. 28%. Ein akzentuierter Überlebensvorteil konnte insbesondere in Patienten mit einer ausgeprägteren PD-L1 Expression festgestellt werden (PD-L1 Expression ≥ 5%: 42 Monate vs. 13,5 Monate / PD-L1 Expression ≤ 5%: 18,7 Monate vs. 16,3 Monate). (fa)

Autoren: Powles T, Assaf ZJ, Degaonkar V, Grivas P, Hussain M, Oudard S, Gschwend JE, Albers P, Castellano D, Nishiyama H, Daneshmand S, Sharma S, Sethi H, Aleshin A, Shi Y, Davarpanah N, Carter C, Bellmunt J, Mariathasan S. Korrespondenz: Thomas Powles, Barts Cancer Institute, Queen Mary University of London, Charterhouse Square, London, EC1M 6BQ, UK. E-Mail: thomas.powles1@nhs.net Studie: Updated Overall Survival by Circulating Tumor DNA Status from the Phase 3 IMvigor010 Trial: Adjuvant Atezolizumab Versus Observation in Muscle-invasive Urothelial Carcinoma. Quelle: Eur Urol. 2024 Feb;85(2):114-122. doi: 10.1016/j.eururo.2023.06.007. Epub 2023 Jul 26. PMID: 37500339. Web: https://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(23)02902-0/fulltext

KOMMENTAR Die statistische Aussagekraft der Studie hinsichtlich OS wird im Moment noch durch die unzureichende Anzahl Ereignisse eingeschränkt. Die Studie gibt Hinweise auf das Potential der ctDNA als möglicher Risikomarker für Patienten, welche von einer adjuvanten Therapie mit Azetolizumab profitieren könnten. Weitere Ergebnisse dürfte die doppelblinde, prospektive Nachfolgestudie, IMvigor011, welche seit 2021 läuft, liefern. Der Studienabschluss ist Anfang 2028 geplant.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital