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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Strategien für das Prostatakrebsscreening jenseits des Alters von 74 Jahren

PROSTATE CANCER Rotterdam – Der optimale Zeitpunkt zum Abbruch bzw. geplanten Ende des Screenings für Prostatakrebs (PCa) bei älteren Männern ist derzeit nicht bekannt und bleibt umstritten. Somit wurde in dieser Studie von Ivo I. de Vos et al. aus dem Erasmus MC Cancer Institute des University Medical Center Rotterdam mit Daten aus den Niederlanden (dem «rotterdam arm» des grossen Screening Trials ERSPC) die Prostatakrebs-spezifische Mortalität (PCSM) bei älteren Männern untersucht, die zuvor an einem PSA-basierten Screening teilgenommen hatten. Das Ziel war es, diejenigen zu identifizieren, die von einem fortgesetzten Screening profitieren könnten. Es wurden insgesamt 7.052 Männer eingeschlossen, die bei ihrem letzten Screening-Besuch im Alter von 70 bis 74 Jahren waren, nachdem sie zuvor maximal drei Screening-Runden ohne Diagnose von PCa durchlaufen hatten. Die kumulative Inzidenz der PCSM bis zum Alter von 85 Jahren wurde bewertet. Darüber hinaus wurde eine competing-risk-Regression durchgeführt, um potenzielle Prädiktoren der PCSM zu bewerten. Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug 16 Jahre. Die kumulative Inzidenz der PCSM bis zum Alter von 85 Jahren betrug 0,54% (95% Konfidenzintervall [KI] 0,40 – 0,70) bei allen Männern, 0,11% (95% KI 0,05 – 0,27) bei Männern mit PSA <2 ng/ml, 0,85% (95% KI 0,47 – 1,5) bei Männern mit PSA 2 – 3 ng/ml und 6,8% (95% KI 3,1 – 15) bei Männern mit PSA ≥6,5 ng/ml und keiner vorherigen benignen Biopsie. In der Januar-Ausgabe 2024 der Fachzeitschrift EUROPEAN UROLOGY berichten die Autoren, dass der absolute PSA-Wert (subdistribution hazard ratio [sHR] 2,0; 95% KI 1,7 – 2,3), eine vorherige benigne Prostatabiopsie (sHR 0,41; 95% KI 0,23 – 0,72) und Hypertonie (sHR 0,48; 95% KI 0,25 – 0,91) signifikant mit PCSM assoziiert waren. (cw)

Autoren: de Vos II, Remmers S, Hogenhout R, Roobol MJ; ERSPC Rotterdam Study Group. Korrespondenz: Ivo I. de Vos, Department of Urology, Erasmus MC Cancer Institute, Doctor Molewaterplein 40, 3015 GD Rotterdam (Room number NA-1524), The Netherlands. E-Mail: i.devos@erasmusmc.nl Studie: Prostate Cancer Mortality Among Elderly Men After Discontinuing Organised Screening: Long-term Results from the European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer Rotterdam. Quelle: Eur Urol. 2024 Jan;85(1):74-81. doi: 10.1016/j.eururo.2023.10.011. Epub 2023 Oct 31. PMID: 37919190. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283823032074

KOMMENTAR Männer im Alter von 70 bis 74 Jahren, die zuvor an einem PSA-basierten Screening teilgenommen haben, ohne eine PCa-Diagnose zu erhalten, haben ein sehr geringes Risiko, bis zum Alter von 85 Jahren an PCa zu sterben. Diese Daten legen nahe, dass das Screening bei Männern mit PSA <3,0 ng/ml oder vorherigen benignen Prostatabiopsien eingestellt werden kann. Diejenigen mit höheren PSA-Werten und ohne vorherige Biopsien, könnte man hingegen weiterhin in Betracht ziehen, sich untersuchen zu lassen, insofern die Lebenserwartung mehr als 10 Jahre beträgt und keine anderen kardiopulmonalen Risikofaktoren wie arterielle Hypertonie vorliegen. Inwieweit so eine spezielle Struktur jedoch in einem populationsbasierten Screening umgesetzt werden kann, bleibt fraglich.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital