Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Systematisches Review und Meta-Analyse zur digitalrektalen Untersuchung als Screeninginstrument

PROSTATE CANCER Wien – Die Inzidenz des Prostatakarzinomes (PCa) hat in den letzten Jahrzehnten weltweit graduell zugenommen. Diese Inzidenzzunahme ist möglicherweise durch ein gehäuftes Screening bzw. Früherkennung mittels PSA-Bestimmung bedingt. Die ERSPC-Studie zeigte eine Reduktion der krebsspezifischen Mortalität aufgrund des PSA-Screenings, so dass die PSA-Testung zusammen mit der digitalrektalen Untersuchung (DRU) ein breit eingesetztes Screeninginstrument darstellen. Mit dem Aufkommen des PSA-Screenings hat die DRU allerdings zunehmend an Bedeutung verloren. Resultate der PLCO- Studie deuten darauf hin, dass durch die DRU nur in 2% der Nachweis eines klinisch signifikanten PCa bei unauffälligem PSA gelang. In der Primärdiagnostik ist der diagnostische Nutzen der DRU als gering einzuschätzen, zudem besteht eine signifikante Variabilität in der Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Angesichts dieser Ergebnisse könnte die DRU möglicherweise aus den Screening-/Früherkennungsstrategien weggelassen werden, insbesondere da die Einbeziehung der Magnetresonanztomographie (MRT) das Potenzial hat, die Screening-/Früherkennungsprotokolle zu verbessern. Zur Beurteilung der diagnostischen Rolle der DRU führten die Autoren um Akihiro Matsukawa aus dem Comprehensive Cancer Center (CCC) Vienna der Medizinischen Universität Wien, Österreich, eine systematische Review und Metaanalyse durch. Hierzu untersuchten die Autoren schlussendlich insgesamt acht Studien, welche die diagnostische Performance der DRU im Vergleich zum PSA-Screening untersuchten. Der positive prädiktive Wert (PPV) sowie die Krebsdetektionsrate (CDR) wurden erfasst bzw. berechnet. In die Auswertung flossen die Daten von 85.738 Patienten ein. 13,3% der Patienten hatten eine auffällige DRU oder PSA-Untersuchung (PSA cut-off mit Ausnahme einer Studie ≥ 4,0 ng/ml), 8,5% der Population unterzog sich einer Prostatabiopsie. Der PPV für die DRU betrug 0,21%, die CDR 0,01, wobei zwischen den Studien signifikante Unterschiede bestanden. Der PPV für das PSA-Screening betrug 0,22 (p = 0,9), die CDR 0,03 (p <0,01). Die Kombination aus DRU und PSA ergab einen PPV von 0,19 und eine CDR von 0,03. Der PPV für die Kombinationsuntersuchung war nicht signifikant unterschiedlich im Vergleich zu DRU allein (p = 0,7). Im Gegensatz dazu war die kombinierte Strategie hinsichtlich der CDR signifikant besser (p < 0,01). Wie die Autoren in der Januar-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY ONCOLOGY beschreiben, gab es keine signifikanten Unterschiede im PPV und CDR im Vergleich zu PSA allein (beide p = 0,5). (fa)

Autoren: Matsukawa A, Yanagisawa T, Bekku K, Kardoust Parizi M, Laukhtina E, Klemm J, Chiujdea S, Mori K, Kimura S, Fazekas T, Miszczyk M, Miki J, Kimura T, Karakiewicz PI, Rajwa P, Shariat SF. Korrespondenz: Shahrokh F. Shariat, Department of Urology, Comprehensive Cancer Center, Medical University Vienna, Vienna General Hospital, Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Vienna, Austria. E-Mail: shahrokh.shariat@meduniwien.ac.at Studie: Comparing the Performance of Digital Rectal Examination and Prostate-specific Antigen as a Screening Test for Prostate Cancer: A Systematic Review and Meta-analysis. Quelle: Eur Urol Oncol. 2024 Jan 4:S2588-9311(23)00292-4. doi: 10.1016/j.euo.2023.12.005. Epub ahead of print. PMID: 38182488. Web: https://euoncology.europeanurology.com/article/S2588-9311(23)00292-4/fulltext

KOMMENTAR Basierend auf ihrer Analyse schliessen die Autoren, dass die Kombination von DRU und PSA keinen signifikanten Unterschied im Hinblick auf die CDR und PPV gegenüber dem PSA alleine bietet und die DRU als zusätzliche Untersuchung in der PCa-Vorsorge zum PSA keinen relevanten Mehrwert bietet. Erste Resultate von Studien, wie beispielsweise der GÖTEBORG2 Studie, welche PSA und MRI-Untersuchung im Rahmen des Screenings kombinieren, deuten darauf hin, dass PSA und MRI eine bessere Kombination als PSA und DRU darstellen könnte.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital