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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Systematisches Review und Meta-Analyse zur Sicherheit und Effektivität einer infravesikalen Desobstruktion bei Männern mit DUA

PROSTATE São Paulo – Die Prävalenz einer Detrusorhypoaktivität (DUA) bei Männern mit LUTS liegt zwischen 11 und 40%. Nebst dem Alter ist das Prostataobstruktionssyndrom (POS) der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer DUA. Insbesondere bei älteren Patienten kann eine DUA gleichzeitig mit einem POS vorliegen. Hinsichtlich der Frage, ob Patienten mit einer DUA einer infravesikalen Desobstruktion zugeführt werden sollen, herrscht in der Literatur keine Einigkeit. Gegen eine Desobstruktion könnten zum Beispiel das zu erwartende schlechtere funktionelle Outcome und Sicherheitsbedenken einer möglicherweise dem Patienten keinen Benefit bringenden Operation sprechen. Die hier von Marcelo Langer Wroclawski aus dem Department of Urology am Hospital Israelita Albert Einstein in São Paulo, Brasilien, und internationalen Kollegen vorgestellte systematische Review und Metaanalyse untersuchte die Sicherheit sowie die Effektivität einer infravesikalen Desobstruktion bei Männern mit DUA im Vergleich zu einer Population mit normokontraktilem Detrusor (NCD). Die Review wurde entsprechend den PRISMA Guidelines durchgeführt. Von den initial 2.554 Artikeln wurden schlussendlich deren 17 in die finale Analyse einbezogen. Die untersuchte Population umfasste 1.100 DUA und 965 NCD Patienten. In der DUA-Gruppe zeigte sich im Mittel eine signifikant kürzere Operationszeit (-9,02 min; p = 0,008). In Bezug auf die postoperative Katheterisierungszeit, die Hospitalisationsdauer sowie die postoperative Rekatheterisierungsrate aufgrund eines Harnverhaltes konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen nachgewiesen werden. Ebenso konnte kein Unterschied in Bezug auf die postoperative Transfusionsrate oder das Auftreten von postoperativen Harnwegsinfekten nachgewiesen werden. Bezüglich Langzeitkomplikationen (Urethrastriktur, Blasenhalssklerose) zeigte sich kein Unterschied. Hinsichtlich des kurzzeitigen funktionellen Outcomes nach einem Monat zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich des postoperativen IPss, der Verbesserung des Qmax und des Restharnvolumens. Nach drei Monaten zeigte sich ein geringerer IPss (Δ 2,96 Punkte; p = 0.008) und eine geringere Lebensqualität (Δ 0,38 Punkte; p = 0,0003) in der NC-Gruppe. In der DUA-Gruppe zeigte sich ein geringerer Qmax. (Δ −13,58 mL; p = 0,003). In der Januar-Ausgabe 2024 des Fachjournals NEUROUROLOGY AND URODYNAMICS beschreiben die Autoren, dass diese Unterschiede in der Analyse der funktionellen Ergebnisse zwölf Monate nach Intervention nicht mehr nachweisbar waren, wobei im Hinblick auf den Restharn sowie den maximalen Fluss aufgrund mangelnder Daten keine Analyse möglich war. (fa)

Autoren: Wroclawski ML, Takemura LS, Santos HOD, Heldwein FL, Gauhar V, Lim EJ, Law YXT, Teoh JY, Herrmann TRW, Castellani D. Korrespondenz: Marcelo Langer Wroclawski, Department of Urology, Hospital Israelita Albert Einstein, Av. Albert Einstein, 627, Bloco A, 3ss, sala 18 – Jardim Leonor, São Paulo 05652-900, Brazil. E-Mail: urologia.marcelo@gmail.com Studie: Functional and safety outcomes after benign prostatic enlargement surgeries in men with detrusor underactivity compared with normal detrusor contractility: Systematic review and meta-analysis. Quelle: Neurourol Urodyn. 2024 Jan;43(1):126-143. doi: 10.1002/nau.25336. Epub 2023 Nov 27. PMID: 38010924. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/nau.25336

KOMMENTAR In ihrer Analyse konnten die Autoren keinen signifikanten Unterschiede in Bezug auf die funktionellen Langzeitergebnisse sowie der Sicherheit einer infravesikalen Desobstruktion bei Patienten mit DUA im Vergleich zu NCD-Patienten aufzeigen. Leider wurde die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Readenomes nur in einer Studie aufgeführt. Dass die initial beobachteten Unterschiede im weiteren Beobachtungsverlauf nicht mehr nachgewiesen werden konnten, erklären sich die Autoren mit der Erholung der Blasenkontraktilität nach Desobstruktion. Leider wurde in keiner Studie eine erneute urodynamische Messung zur Verifikation dieser Theorie durchgeführt.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital