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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Dreidimensionale digitale Modelle zur Planung der roboterassistierten Prostatektomie

PROSTATE CANCER Los Angeles – Die roboterassistierte Prostatektomie (RALP) ist eine der Standardbehandlungsoptionen für das lokalisierte Prostatakarzinom. Bei Patienten, die sich einer RALP unterziehen, steht der Chirurg vor der Herausforderung, die Tumorkontrolle mit dem Erhalt der funktionellen Ergebnisse (Urinkontinenz, sexuelle Funktion) in Einklang zu bringen. Diese drei Ergebnisse werden häufig als «Trifecta Outcomes» bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit, alle drei Ergebnisse zu erreichen, wird für Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom in der Literatur teilweise mit nur 10 bis 20% angegeben. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Verbesserung bzw. Unterstützung der Operationstechnik.

Die Autoren um Joseph D. Shirk vom Department of Urology der David Geffen School of Medicine an der University of California in Los Angeles, Vereinigte Staaten, untersuchten in der im September 2024 im JAMA NETWORK OPEN publizierten Studie, ob ein dreidimensionales (3D) digitales Modell, das auf MRI- und Biopsiedaten basiert, die onkologischen und funktionellen Ergebnisse verbessern kann. Dies geschah im Rahmen einer multizentrischen, verblindeten, randomisierten klinischen Studie. Die Patienten wurden aus sechs grossen Lehrkrankenhäusern in den USA rekrutiert und erhielten entweder eine Standardplanung vor der Operation oder eine Planungsstrategie mit zusätzlichem 3D-Digitalmodell.

Insgesamt wurden 92 Patienten in die Studie eingeschlossen. Der primäre Endpunkt waren die absetzungsfreien Resektionsränder (R0), deren Daten bereits in einer vorausgehenden Publikation veröffentlicht wurden und keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen zeigten. In dieser Sekundäranalyse untersuchten die Autoren den Einfluss des 3D-Modells auf die Wahrscheinlichkeit eines biochemischen Rezidivs (PSA-Wert > 0,1 ng/mL), auf die sexuelle Funktion und auf die Kontinenzrate 18 Monate nach der Operation. In der Interventionsgruppe traten weniger Fälle eines biochemischen Rezidivs auf (0 vs. 7 Fälle; p = 0,1). Weiter zeigte sich in der Interventionsgruppe eine bessere sexuelle Funktion, gemessen anhand des Sexual Health Inventory for Men (SHIM) Scores (mittlerer [SD] SHIM-Score 16,8 [8,7] vs. 9,8 [7,7]; p = 0,002). Bezüglich der Kontinenzrate konnte kein Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. (fa)

Autoren: Shirk JD, Reiter RE, Wallen EM, Pak RW, Ahlering T, Badani KK, Porter JR. Korrespondenz: Joseph D. Shirk, MD, Department of Urology, David Geffen School of Medicine, University of California, Los Angeles, 300 Stein Plaza, 3rd Floor, Los Angeles, CA 90095, USA. E-Mail: jshirk@mednet.ucla.edu Studie: Trifecta Outcomes After Use of 3-Dimensional Digital Models for Planning of Robotic Prostatectomy: A Secondary Analysis of a Randomized Clinical Trial. Quelle: JAMA Netw Open. 2024 Sep 3;7(9):e2434143. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.34143. PMID: 39283633; PMCID: PMC11406400. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2823515

KOMMENTAR Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass 3D-Modelle die onkologischen und funktionellen Ergebnisse bei der RALP verbessern können. Sie sind sich jedoch der kleinen Populationsgrösse und der mangelnden Übertragbarkeit bewusst und betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung zur Validierung ihrer Resultate. Die Ergebnisse sind sicherlich noch nicht ausreichend, um eine flächendeckende Implementierung von 3D-Modellen in der urologischen Chirurgie zu rechtfertigen.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital