
Das 5-Jahres-Follow-up der UPSTREAM-Studie: Invasive urodynamische Untersuchungen verbessern Outcome bei LUTS nicht
FUNCTIONAL UROLOGY Bristol – Symptome des unteren Harntraktes (LUTS) sind bei älteren Männern häufig und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Bei schweren oder anhaltenden Beschwerden kann nach erfolgloser konservativer Behandlung eine Operation empfohlen werden. Routinemässige Untersuchungen wie Symptom-Scores und Uroflowmetrie helfen bei der Behandlungsentscheidung, können die Ursache der LUTS – etwa eine Detrusorunteraktivität – jedoch nicht sicher feststellen.
In der UPSTREAM-Studie wurde untersucht, ob sich der Behandlungserfolg bei Männern mit operationsbedürftigen LUTS durch die ergänzende Durchführung invasiver urodynamischer Untersuchungen (UDS) verbessert. Zwischen 2014 und 2016 wurden 820 Männer in England rekrutiert und randomisiert entweder mit oder ohne Urodynamik diagnostiziert und nachfolgend behandelt. Die Ergebnisse nach 18 Monaten zeigten keinen Unterschied in der Symptomschwere oder den Operationsraten zwischen den Gruppen. Kürzlich erfolgte nun durch das Autorenteam um Madeleine Clout vom Bristol Trials Centre der Bristol Medical School der University of Bristol, Vereinigtes Königreich, die Veröffentlichung der 5-Jahres-Nachbeobachtungsdaten mit Fokus auf patientenberichtete Ergebnisse und langfristige Operationsraten. Hierzu erhielten die Patienten fünf Jahre nach der Randomisierung einen Fragebogen. Als primäres Outcome fungierte der IPSS, sekundär wurde die Operationsrate bewertet, wobei die Erhebung dieser über das Register des National Health Service (NHS) erfolgte. Der Fragebogen wurde in beiden Gruppen von gut der Hälfte der Teilnehmer beantwortet, Daten aus dem NHS-Register lagen zu 97,7 % der Patienten vor.
In der elektronischen Vorabpublikation im März 2025 beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY FOCUS berichten die Autoren, dass sich hinsichtlich des mittleren IPSS fünf Jahre nach Randomisierung kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen zeigte (13,68 vs. 13,62 [UDS vs. keine UDS]). Ein gleiches Bild zeigte sich im Bezug auf die Operationsrate (jeweils 43 %, p = 0,8), wobei Patienten mit UDS im Durchschnitt eher etwas später operiert wurden (260 Tage vs. 232 Tage). (fa)
Autoren: Clout M, Lewis AL, Cochrane M, Young GJ, Abrams P, Blair PS, Chapple C, Taylor GT, Noble S, Steuart-Feilding T, Taylor J, Athene Lane J, Drake MJ. Korrespondenz: Marcus J. Drake, Department of Surgery and Cancer, Imperial College London, Hammersmith Hospital, du Cane Road, London W12 0HS, UK. E-Mail: marcus.drake@imperial.ac.uk Studie: Five-year Follow-up of the Urodynamics for Prostate Surgery Trial; Randomised Evaluation of Assessment Methods-A Noninferiority Randomised Controlled Trial of Urodynamics. Quelle: Eur Urol Focus. 2025 Mar 12:S2405-4569(25)00041-0. doi: 10.1016/j.euf.2025.02.004. Epub ahead of print. PMID: 40082152. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(25)00041-0/fulltext
KOMMENTAR Die Fünfjahresdaten bestätigen die Resultate der ersten Auswertung nach 18 Monaten. Der Einsatz der UDS zur Abklärung unkomplizierter LUTS sollte besonderen Fällen vorbehalten bleiben und selektiv eingesetzt werden, da in unkomplizierten Fällen dadurch keine relevante Änderung der Symptomschwere oder der Therapie erreicht wird. Allerdings ist limitierend anzumerken, dass nur gut die Hälfte der initial eingeschlossenen Studienteilnehmer den Fragebogen retournierten.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital