
NeuroSAFE-PROOF-Technik verbessert erektile Funktion nach roboterassistierter Prostatektomie bei lokalisiertem Prostatakarzinom ohne onkologisches Outcome zu verschlechtern
PROSTATE CANCER London – Ob eine intraoperative Schnellschnittanalyse im Rahmen des NeuroSAFE-Verfahrens funktionelle Ergebnisse nach roboterassistierter radikaler Prostatektomie (robotic-assisted radical prostatectomy, RARP) bei lokalisiertem Prostatakarzinom verbessert, war Gegenstand einer randomisierten multizentrischen Phase-3-Studie. Eoin Dinneen und Ricardo Almeida-Magana von der Division of Surgery and Interventional Science des University College London, Vereinigtes Königreich, und Kollegen präsentieren die Ergebnisse der patientenverblindeten NeuroSAFE-PROOF-Studie in der April-Ausgabe 2025 von LANCET ONCOLOGY.
Zwischen 2019 und 2022 wurden 407 Männer mit nicht metastasiertem Prostatakarzinom und guter präoperativer erektiler Funktion (International Index of Erectile Function-5, IIEF-5 ≥ 22), bei denen eine nervenerhaltende Operation möglich war, an fünf britischen Zentren in die Studie eingeschlossen. Die Randomisierung erfolgte im Verhältnis 1 : 1 zur standardmässigen RARP oder zur NeuroSAFE-gesteuerten RARP. Beim NeuroSAFE-Verfahren wird die posterolaterale Prostatafläche angrenzend an das neurovaskuläre Bündel eingefärbt und zur intraoperativen Gefrierschnittanalyse eingeschickt. Dies ermöglicht eine beschleunigte pathologische Beurteilung und intraoperative Entscheidung zur Nervenschonung. Primärer Endpunkt war die Erektionsfähigkeit nach zwölf Monaten, gemessen mittels IIEF-5. Sekundäre Endpunkte waren die Harnkontinenz nach drei und sechs Monaten (gemessen mit dem International Consultation on Incontinence Questionnaire, ICIQ), der IIEF-6-Score nach zwölf Monaten sowie Sicherheitsdaten.
Die NeuroSAFE-gesteuerte RARP war mit einem signifikant höheren Erhalt der Erektionsfunktion nach zwölf Monaten assoziiert (mittlerer IIEF-5-Score 12,7 vs. 9,7; adjustierte mittlere Differenz 3,18; p < 0,0001). Auch die Harnkontinenz nach drei Monaten war in der NeuroSAFE-Gruppe signifikant besser, dieser Unterschied war nach sechs Monaten jedoch nicht mehr nachweisbar. Die Anwendung der NeuroSAFE-Technik führte weder zu einer erhöhten Rate positiver Resektionsränder noch zu einer Zunahme unerwünschter Ereignisse. (la/bs)
Autoren: Dinneen E, Almeida-Magana R, Al-Hammouri T, Pan S, Leurent B, Haider A, Freeman A, Roberts N, Brew-Graves C, Grierson J, Clow R, Williams N, Aning J, Walton T, Persad R, Oakley N, Ahmad I, Dutto L, Briggs T, Allen C, Tandogdu Z, Adshead J, Oxley J, Kelly J, Shaw G; NeuroSAFE PROOF Investigators. Korrespondenz: Prof Greg Shaw, Department of Urology, University College London Hospitals NHS Foundation Trust, London NW1 2BU, London, UK. E-Mail: gregshaw@nhs.net Studie: Effect of NeuroSAFE-guided RARP versus standard RARP on erectile function and urinary continence in patients with localised prostate cancer (NeuroSAFE PROOF): a multicentre, patient-blinded, randomised, controlled phase 3 trial. Quelle: Lancet Oncol. 2025 Apr;26(4):447-458. doi: 10.1016/S1470-2045(25)00091-9. Epub 2025 Mar 24. PMID: 40147459. Web: https://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(25)00091-9/fulltext
KOMMENTAR Der verbesserte Erhalt der erektilen Funktion und der frühzeitigen Kontinenz ohne onkologischen Nachteil stellen einen bedeutenden Vorteil der NeuroSAFE-Technik bei der nervenerhaltenden RARP dar, sofern diese von erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird. Die NeuroSAFE-PROOF-Studie liefere den bislang überzeugendsten Beleg für die Anwendung dieser Methode bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom. Angesichts des klinischen Nutzens und der onkologischen Sicherheit sollte die NeuroSAFE-Technik in Zentren mit RARP-Expertise breit in Erwägung gezogen werden.
Autor: Dr. med. Luca Afferi, Oberarzt i.V. Urologie, Kantonsspital Aarau AG