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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Perkutane Nadelbiopsie beim Urothelkarzinom des oberen Harntrakts: Onkologische Sicherheit und diagnostischer Nutzen

UROTHELIAL CANCER Paris – Die onkologische Sicherheit und der diagnostische Nutzen der perkutanen Nadelkernbiopsie (percuta­neous needle biopsy, PNB) beim Urothelkarzinom des oberen Harntrakts (upper tract urothelial carcinoma, UTUC) standen im Fokus einer retrospektiven, multizentrischen Analyse, die zwischen 2012 und 2022 in Frankreich durchgeführt wurde. Das Autorenteam um Doriane Prost vom Department of Urology am Paris Saint-Joseph Hospital in Paris, Frankreich, wertete in dieser UPERCUT-Studie Daten von 53 Patienten aus, bei denen eine PNB durchgeführt worden war und im Anschluss eine bildgebende Nachuntersuchung vorlag, die zentral ausgewertet wurde. Primärer Endpunkt war die Inzidenz einer Tumoraussaat entlang des Biopsiekanals.

Eine perkutane Biopsie war in allen Fällen erfolgt, weil entweder eine ureterorenoskopische Abklärung nicht möglich war oder der Verdacht auf ein Nierenzellkarzinom oder eine andere Entität – einschliesslich distaler Metastasen – bestand. In der medianen Nachbeobachtungszeit von 8,3 Monaten wurde ein einziger Fall von Tumoraussaat entlang des Nadelkanals dokumentiert (1,9 %). Die diagnostische Ausbeute lag bei 94 %. Die Übereinstimmung mit der finalen Histologie nach Nephroureterektomie betrug 100 % für den Tumorgrad und 78 % für das Tumorstadium.

In der elektronischen Vorabpublikation im April 2025 beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY ONCOLOGY berichten die Autoren, dass Komplikationen in 14,8 % der Fälle auftraten, bei 3,7 % handelte es sich um Ereignisse vom Schweregrad Clavien III. Alle Biopsien wurden mit CT-gesteuerter Technik unter Verwendung koaxialer Einführhilfen durchgeführt, was in sämtlichen Fällen zu einer ausreichenden Gewebeausbeute führte. (la/bs)

Autoren: Prost D, Pachev A, Kerviler E, Baboudjian M, Xylinas E, Seisen T, Audenet F, Bento L, Traxer O, Panthier F, Pradere B, Marcq G, Leon P, Allory Y, Thibault C, Roussel A, Belin X, Chemouni D, Roupret M, Neuzillet Y, Desgrandchamps F, Roumiguie M, Masson-Lecomte A; French CCAFU. Korrespondenz: Alexandra Masson-Lecomte, Urology department, Saint Louis Hospital, APHP, 1 avenue Claude Vellefaux, 75010 Paris, France. E-Mail: alexandra.massonlecomte@aphp.fr Studie: Oncological Safety and Diagnostic Yield of Percutaneous Needle-core Biopsies in Upper Tract Urothelial Carcinoma: The UPERCUT Study. Quelle: Eur Urol Oncol. 2025 Apr 21:S2588-9311(25)00054-9. doi: 10.1016/j.euo.2025.03.002. Epub ahead of print. PMID: 40263080. Web: https://euoncology.europeanurology.com/article/S2588-9311(25)00054-9/abstract

KOMMENTAR Mythen entlarvt? Noch nicht. Die UPERCUT-Studie relativiert die lang gehegten Vorbehalte gegenüber der perkutanen Nadelbiopsie bei UTUC, insbesondere in Hinblick auf das Risiko einer Tumoraussaat. Ihre Kernaussage ist, dass die onkologische Sicherheit und diagnostische Verlässlichkeit der Methode gegeben ist, wenn sie unter Verwendung koaxialer Technik in spezialisierten Zentren durchgeführt wird. Die Evidenzlage ist jedoch wahrscheinlich zu gering, um diese Strategie in allen Fällen anzuwenden: Aufgrund des retrospektiven Studiendesigns, der kurzen Nachbeobachtungszeit und der kleinen Stichprobe bleibt die Aussagekraft begrenzt. In ausgewählten klinischen Situationen – etwa bei fehlgeschlagener oder unmöglicher ureterorenoskopischer Diagnostik – scheint die PNB jedoch eine sinnvolle Option zu sein, die nicht pauschal ausgeschlossen werden sollte.
Autor: Dr. med. Luca Afferi, Oberarzt i.V. Urologie, Kantonsspital Aarau AG