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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Prävalenz der HPV-Infektion in der männlichen italienischen Bevölkerung

ANDROLOGY Padua – Humane Papillomviren (HPV) sind die weltweit am häufigsten übertragene sexuell übertragbare Infektion und verursachen erhebliche gesundheitliche Probleme bei Menschen beider Geschlechter. Während sich die Forschung bisher vor allem auf HPV bei Frauen konzentriert hat – was zur Einführung von Impfprogrammen vorrangig für Frauen führte – , wächst das Bewusstsein für die Bedeutung der HPV-Prävalenz bei Männern. Männer dienen als Reservoir für das Virus, tragen zur Weiterverbreitung bei und können selbst an HPV-bedingten Erkrankungen wie Genitalwarzen und bestimmten Krebsarten erkranken. Die hier vorgestellte Studie von Giuseppe Grande et al. von der Universität Padua, Italien, zielte darauf ab, die Prävalenz aktueller und zurückliegender HPV-Infektionen sowie damit verbundene klinische Erscheinungen in einer repräsentativen Stichprobe junger und erwachsener Männer in Italien zu erfassen. Die Ergebnisse sollen zur Entwicklung öffentlicher Gesundheitsstrategien beitragen, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung der Impfprogramme auf Männer, um die Gesamtbelastung durch HPV-bedingte Erkrankungen zu verringern.

Insgesamt wurden 718 Männer in die Studie eingeschlossen. Die durchgeführten Untersuchungen umfassten eine Samenprobe, einen Abstrich des Balanopräputialbereichs und die Bestimmung der Gesamtmenge an Anti-HPV Immunglobulin G (IgG). Bei Nachweis von HPV-DNA wurden zusätzlich eine HPV-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, ein oraler und analer Abstrich sowie eine Peniskopie durchgeführt. Da frühere Studien ein sehr hohes Risiko für eine HPV-Infektion bei Personen mit einer Vorgeschichte HPV-induzierter Läsionen, mit einem Partner mit diagnostizierter HPV-Infektion, bei bestehender Paarinfertilität oder sexueller Promiskuität zeigten, ebenso wie bei Männern, die Sex mit Männern haben, bei Personen mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder bei starken Rauchern, wurden die Patienten entsprechend dem Vorliegen dieser bekannten Risikofaktoren (RFs) stratifiziert. Eine aktive HPV-Infektion wurde bei 401 von 718 Probanden (55,85 %) nachgewiesen. In 80 Fällen wurde HPV-DNA im Mundraum und in 52 Fällen eine anale HPV-Infektion festgestellt. Anti-HPV-IgG-Antikörper wurden bei 288 Probanden nachgewiesen. Die Gesamtprävalenz einer HPV-Exposition – also einer aktuellen und/oder früheren Infektion – lag bei 77,99 %. Bei den infizierten Männern wurden in 66,08 % der Fälle Hochrisiko-HPV-Genotypen nachgewiesen. Insgesamt wurden 514 Probanden der RF-Gruppe und 150 Probanden der Nicht-RF-Gruppe zugeordnet. In der RF-Gruppe zeigte sich eine signifikant höhere Prävalenz von Condylomatosen (Odds Ratio [OR] 4,07) sowie von HPV-Nachweisen im Sperma (OR 6,22).

In der elektronischen Vorabpublikation im Dezember 2024 beim Fachjournal ANDROLOGY empfehlen die Autoren basierend auf ihrer Untersuchung Informations- und Screeningkampagnen zur HPV-Infektion bei Männern sowie eine Förderung der HPV-Impfung, insbesondere bei Jugendlichen und Männern mit Risikofaktoren für HPV. (fa)

Autoren: Grande G, Graziani A, De Toni L, Finocchi F, Presciutti A, Corrò S, Ferlin A, Garolla A. Korrespondenz: Alberto Ferlin, Unit of Andrology and Reproductive Medicine, Department of Medicine, University of Padova, Via Giustiniani 2, 35128, Padova, Italy. E-Mail: tomlister@nhs.net Studie: Prevalence of HPV infection in the general population of young and adult males in Italy. Quelle: Andrology. 2024 Dec 3. doi: 10.1111/andr.13817. Epub ahead of print. PMID: 39623971. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/andr.13817

KOMMENTAR HPV-Infektionen bei Männern wurde in den letzten Jahren, insbesondere wenn sie asymptomatisch verlaufen, nur wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Dies spiegelt sich auch in einer geringeren Impfrate bei jungen Männern im Vergleich zu jungen Frauen wider. Entsprechend wichtig ist die oben aufgeführte Arbeit zu werten, welche eine hohe Prävalenz von HPV-Infektionen, mitunter mit Hochrisiko-Genotypen, nachweist. Welche klinischen Konsequenzen daraus resultieren, kann basierend auf der aktuellen Forschung allerdings noch nicht abschliessend beantwortet werden.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital