
PSMA-PET-Bildgebung könnte Entscheidung gegen pelvine Lymphknotendissektion bei Prostatakarzinom mit mittlerem Risiko unterstützen
PROSTATE CANCER Hamburg – Die onkologische Sicherheit eines Verzichts auf eine pelvine Lymphknotendissektion (PLND) bei Patienten mit Prostatakarzinom von mittlerem Risiko und unauffälliger prostataspezifischer Membranantigen(PSMA)-PET-Bildgebung vor radikaler Prostatektomie (RP) war Gegenstand einer retrospektiven Untersuchung an der Martini-Klinik in Hamburg, Deutschland. Erstautoren der Studie sind Reha-Baris Incesu und Felix Preisser.
In die Analyse wurden 371 Patienten der Schweregradgruppe 2 – 3 mit einem prostataspezifischen Antigen-(PSA)-Wert von ≤ 20 ng/ml eingeschlossen. Bei allen war der PSMA-PET-Scan hinsichtlich einer Lymphknoteninvasion (LNI) negativ. 333 Patienten erhielten eine PLND, bei 38 wurde darauf verzichtet. Der negative Vorhersagewert (negative predictive value, NPV) der PSMA-PET für das Vorliegen einer LNI betrug 90 %. Entsprechend zeigte sich bei 10 % der Patienten trotz negativem Scan intraoperativ eine bislang unerkannte Lymphknotenmetastasierung. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 36 Monaten ergab sich kein signifikanter Unterschied im biochemisch rezidivfreien Überleben (biochemical recurrence-free survival, BCR): Dieses lag bei 79 % in der PLND-Gruppe und bei 77 % in der Gruppe ohne PLND (p = 0,8).
Die Autoren kommen in ihrer elektronischen Vorabveröffentlichung im Januar 2025 bei PROSTATE CANCER AND PROSTATIC DISEASES zu dem Schluss, dass bei sorgfältig ausgewählten Patienten mit mittlerem Risiko und negativem PSMA-PET-Befund auf eine pelvine Lymphknotendissektion verzichtet werden kann, ohne kurzfristige onkologische Ergebnisse zu verschlechtern. (la/bs)
Autoren: Incesu RB, Preisser F, Nohe F, Maurer T, Graefen M, Tilki D. Korrespondenz: Derya Tilki, Martini-Klinik Prostate Cancer Center, University Hospital Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany. E-Mail: d.tilki@uke.de Studie: Negative PSMA PET can be used to avoid unnecessary pelvic lymph node dissection in intermediate risk prostate cancer. Quelle: Prostate Cancer Prostatic Dis. 2025 Jan 6. doi: 10.1038/s41391-024-00930-z. Epub ahead of print. PMID: 39762549. Web: https://www.nature.com/articles/s41391-024-00930-z
KOMMENTAR Diese Studie zeigt, dass 90 % der Patienten mit Prostatakrebs von mittlerem Risiko und negativem PSMA-PET-CT-Scan zum Zeitpunkt der Beckenlymphknotendissektion (PLND) keine Lymphknotenmetastasen aufweisen. Dies wirft zwei wichtige Fragen auf: Kann eine PLND bei diesen Patienten sicher vermieden werden? Und können wir die 10 % identifizieren, die trotz des negativen Scans möglicherweise noch Lymphknotenmetastasen aufweisen? Leider schränken das retrospektive Studiendesign und das Fehlen von Langzeitdaten unsere Fähigkeit ein, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Um die Rolle der PSMA-PET-CT in der Behandlung von Prostatakrebs mit mittlerem Risiko besser zu klären, sind gut konzipierte prospektive Studien erforderlich.
Autor: Dr. med. Luca Afferi, Oberarzt i.V. Urologie, Kantonsspital Aarau AG