
TRANSLATE-Studie: Transperineale Biopsie unter Lokalanästhesie im Vergleich zur transrektalen Prostatabiopsie zur Erkennung von Prostatakrebs
PROSTATE CANCER Oxford – In einer multizentrischen, randomisierten und kontrollierten Studie hat ein britisches Forscherteam die diagnostische Genauigkeit und Sicherheit der transperinealen Prostatabiopsie unter Lokalanästhesie (local anaesthetic transperineal biopsy, LATP) mit der konventionellen transrektalen, ultraschallgesteuerten Biopsie (transrectal ultrasound-guided biopsy, TRUS) bei Männern mit Verdacht auf Prostatakrebs verglichen, die zuvor keine Biopsie erhalten hatten. Richard J. Bryant vom Department of Urology des Oxford University Hospitals NHS Foundation Trust, Churchill Hospital in Oxford, Vereinigtes Königreich, und das Autorenteam berichten über die Ergebnisse.
In die TRANSLATE-Studie wurden 1.126 Männer eingeschlossen, die nach Durchführung einer multiparametrischen Magnetresonanztomografie (mpMRT) im Verhältnis 1 : 1 randomisiert entweder einer LATP oder einer TRUS zugeteilt wurden. Primärer Endpunkt war der Nachweis eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms (Gleason-Grad ≥ 2). Klinisch signifikanter Krebs wurde bei 60 % der Männer in der LATP-Gruppe und bei 54 % in der TRUS-Gruppe festgestellt (Odds Ratio 1,32; 95 % Konfidenzintervall [KI] 1,03 – 1,70; p = 0,03). Obwohl der Unterschied von 6 % unterhalb der vorab definierten klinisch relevanten Schwelle von 10 % lag, war er statistisch signifikant. Besonders bei apikalen Läsionen, die transperineal besser zugänglich sind, erwies sich LATP als überlegen.
Wie die Autoren in der Mai-Ausgabe 2025 des Fachjournals LANCET ONCOLOGY berichten, war LATP mit einer niedrigeren Rate an infektionsbedingten Krankenhausaufenthalten assoziiert (1 % vs. 2 %). Andere Komplikationen – darunter Blutungen, Harnverhalt, Symptome des unteren Harntrakts (lower urinary tract symptoms, LUTS) und sexuelle Funktionsstörungen – traten in beiden Gruppen in vergleichbarem Ausmass auf. LATP wurde von den Patienten häufiger als schmerzhaft und unangenehm empfunden. Aufgrund des Verzichts auf eine routinemässige Antibiotikaprophylaxe stellt LATP jedoch einen Vorteil im Hinblick auf antimikrobielle Kontrollstrategien dar. (la/bs)
Autoren: Bryant RJ, Marian IR, Williams R, Lopez JF, Mercader C, Raslan M, Berridge C, Whitburn J, Campbell T, Tuck S, Barber VS, Scaife J, Hewitt A, Taylor A, Ooms A, Landeiro F, Little M, Wolstenholme J, Ghosh S, Reynard JM, Hamdy FC, Liew MPC, Leslie TA, Catto JWF, Rosario DJ, Omer A, Good DW, Gray RH, Kommu S, Chung D, Wells H, Narahari K, Macpherson RE, Verrill C, Eddy B, Yamamoto H, Lamb AD; TRANSLATE Trial Study Group. Korrespondenz: Prof Richard J Bryant, Nuffield Department of Surgical Sciences, University of Oxford, Oxford OX3 7DQ, UK. E-Mail: richard.bryant@nds.ox.ac.uk Studie: Local anaesthetic transperineal biopsy versus transrectal prostate biopsy in prostate cancer detection (TRANSLATE): a multicentre, randomised, controlled trial. Quelle: Lancet Oncol. 2025 May;26(5):583-595. doi: 10.1016/S1470-2045(25)00100-7. Epub 2025 Mar 23. PMID: 40139210. Web: https://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(25)00100-7/fulltext
KOMMENTAR Die TRANSLATE-Studie ist die bislang grösste randomisierte kontrollierte Studie (RCT), die LATP mit TRUS vergleicht. Im Unterschied zu vorherigen Studien wie PROBE-PC, PREVENT und PERFECT zeigte sich hier erstmals ein statistisch signifikanter Vorteil zugunsten von LATP bei der Erkennung klinisch signifikanter Tumoren. Der besondere Nutzen der transperinealen Zugangsweise bei apikalen Läsionen wurde erneut bestätigt. In keiner der Gruppen trat ein Fall von Sepsis auf. Die Hospitalisierungsrate aufgrund infektiöser Komplikationen war in der LATP-Gruppe geringer (1 % vs. 2 %). Bemerkenswert ist, dass Patienten in der LATP-Gruppe keine Antibiotika erhielten, während TRUS-Patienten eine Einmalgabe oder eine eintägige Antibiotikaprophylaxe erhielten. Das Autorenteam empfiehlt, LATP als neuen Standard für die Prostatabiopsie zu etablieren. Die TRUS-Biopsie bleibt dennoch eine valide Option, die unter sorgfältiger Indikationsstellung und angepasst an lokale Rahmenbedingungen weiterhin sinnvoll eingesetzt werden kann.
Autor: Dr. med. Luca Afferi, Oberarzt i.V. Urologie, Kantonsspital Aarau AG