
Vergleich roboterassistierter Techniken bei langen Ureterstrikturen: Ilealer Ureterersatz versus Nierenautotransplantation
RECONSTRUCTIVE UROLOGY Barcelona – Zwei roboterassistierte Techniken zur Behandlung langer Ureterstrikturen wurden in einer retrospektiven, multizentrischen Vergleichsstudie hinsichtlich ihrer Sicherheit und Wirksamkeit untersucht: der roboterassistierte ileale Ureterersatz (robot-assisted ileal ureter replacement, RAIUR) und die roboterassistierte Nierenautotransplantation (robot-assisted kidney autotransplantation, RAKAT). Die Ergebnisse der Studie von europäischen Forschern um Luca Afferi vom Department of Urology am Fundació Puigvert in Barcelona, Spanien, sind nun in der Juni-Ausgabe 2025 des BJU INTERNATIONAL veröffentlicht.
Insgesamt wurden 54 Patienten in acht europäischen Zentren zwischen 2017 und 2024 eingeschlossen, darunter 15, die sich einem RAIUR und 39, die sich einer RAKAT unterzogen. Die RAIUR-Gruppe war im Median älter, hatte mehr Begleiterkrankungen und eine eingeschränktere Nierenfunktion. RAIUR war mit einer signifikant kürzeren Operationsdauer verbunden (Median 290 vs. 355 Minuten), wohingegen RAKAT mit einer kürzeren postoperativen Verweildauer (Median 5 vs. 8 Tage) sowie einer geringeren Gesamtkomplikationsrate (31 % vs. 73 %) assoziiert war. Schwere Komplikationen (Clavien-Dindo-Score ≥ III) traten in beiden Gruppen mit vergleichbarer Häufigkeit auf (10 % – 13 %).
In der medianen Nachbeobachtungszeit von 16 Monaten bei RAIUR bzw. 35 Monaten bei RAKAT zeigten beide Verfahren stabile oder verbesserte Nierenfunktionswerte, niedrige Raten an persistierenden Strikturen sowie nur einen geringen Bedarf an Reinterventionen oder Drainagen. Gleichwohl wiesen die Verfahren unterschiedliche Risikoprofile auf: Infektiöse Komplikationen traten häufiger nach RAIUR auf, wohingegen RAKAT vermehrt vaskuläre Komplikationen zeigte. (la/bs)
Autoren: Afferi L, Gallioli A, Territo A, Cannoletta D, Mestdagh K, Vangeneugden J, Van Praet C, Desender L, Mercier J, Prudhomme T, Salamone V, Fontana G, Albisinni S, Osswald R, John H, Etcheverry B, Vigués F, Doumerc N, Minervini A, Palou J, Decaestecker K, Breda A. Korrespondenz: Luca Afferi, Department of Urology, Fundació Puigvert, Universitat Autonoma de Barcelona, Carrer de Cartagena, 340 – 350, Horta-Guinardó, 08025 Barcelona, Spain. E-Mail: luca.afferi@gmail.com Studie: Robotic ileal ureter replacement vs kidney autotransplantation for long ureteric strictures. Quelle: BJU Int. 2025 Jun;135(6):1031-1038. doi: 10.1111/bju.16704. Epub 2025 Mar 11. PMID: 40066829. Web: https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.16704
KOMMENTAR Es handelt sich um die erste Studie, die den roboterassistierten ilealen Ureterersatz und die Nierenautotransplantation bei langen Ureterstrikturen direkt miteinander vergleicht. Die zentrale Erkenntnis ist, dass sowohl RAIUR als auch RAKAT effektive und definitive Rekonstruktionsoptionen darstellen, die jeweils ein spezifisches Risikoprofil aufweisen. Trotz unterschiedlicher Komplikationsraten und Genesungszeiten konnten beide Techniken die Nierenfunktion erhalten und dauerhafte Ergebnisse erzielen. Diese Befunde unterstreichen die Bedeutung einer individualisierten Entscheidungsfindung basierend auf anatomischen Gegebenheiten, Komorbiditätsprofil, Risikopräferenzen sowie der Erfahrung des behandelnden Zentrums.
Autor: Dr. med. Luca Afferi, Oberarzt i.V. Urologie, Kantonsspital Aarau AG