
TOLERANT-Studie: Randomisierte kontrollierte Nichtunterlegenheitsstudie zu strenger versus toleranter «Treat-and-Extend»-Strategie mit Aflibercept bei neovaskulärer AMD
MEDICAL RETINA Bern – Die Autoren um Damian Jaggi von der Universitätsklinik für Augenheilkunde am Inselspital Bern untersuchten, ob eine weniger strikte «Treat-and-Extend»-Strategie gegenüber einer streng reglementierten Variante bei der Behandlung der neovaskulären altersbedingten Makuladegeneration (nAMD) mit Aflibercept als nicht unterlegen eingestuft werden kann.
In der multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Phase-IV-Studie wurden behandlungsnaive Patienten mit nAMD im Verhältnis 1:1 entweder einem strengen oder einem toleranteren «Treat-and-Extend»-Behandlungsschema zugewiesen. Dabei kam Aflibercept in einer Dosierung von 2 mg/0,05 ml zur Anwendung. Während im strengen Arm keinerlei subfoveale subretinale Flüssigkeit toleriert wurde, waren im toleranten Schema bis zu 100 μm erlaubt. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der bestkorrigierten Sehschärfe (best corrected visual acuity, BCVA) in ETDRS-Buchstaben vom Ausgangswert bis Woche 104 sowie die Differenz zwischen den beiden Gruppen mit einer vorab definierten Nichtunterlegenheitsgrenze von 5 Buchstaben.
Es wurden insgesamt 150 Personen randomisiert. In der Intention-to-treat-Analyse zeigte sich die Nichtunterlegenheit des toleranten Schemas mit einer mittleren Differenz von -0,12 Buchstaben (95%-Konfidenzintervall [KI] -3,45 bis unendlich, Nullhypothese: mittlere Differenz ≤ 5 Buchstaben; p = 0,008). Der mittlere Gewinn an Sehschärfe betrug 7,3 Buchstaben im strengen und 7,01 Buchstaben im toleranten Arm. Pandemiebedingte Protokollabweichungen führten dazu, dass in der Per-Protokoll-Analyse die mittlere Differenz -1,78 Buchstaben betrug (95%-KI -6,61 bis unendlich; p = 0,136). Die tolerantere Strategie erforderte signifikant weniger Injektionen, mit einer mittleren Differenz von -2,34 (95%-KI -4,11 bis -0,56; p = 0,01).
In der elektronischen Vorabpublikation im Mai 2025 beim Fachjournal ACTA OPHTHALMOLOGICA betonen die Autoren, dass die Duldung von bis zu 100 μm subfovealer subretinaler Flüssigkeit über eine Behandlungsdauer von 24 Monaten hinweg bei mit Aflibercept behandelten nAMD-Patienten zu vergleichbar guten funktionellen Ergebnissen führte, jedoch mit signifikant weniger Injektionen verbunden war. (bs)
Autoren: Jaggi D, Berger LE, Zweifel S, Becker MD, Michels S, Stalder O, Lincke JB, Habra O, Wolf S, Zinkernagel MS. Korrespondenz: Damian Jaggi, University Hospital Bern, 3010 Bern, Switzerland. E-Mail: damian.jaggi@insel.ch Studie: Comparison of treatment routine using aflibercept: Strict vs. relaxed retreatment regimen (TOLERANT study)-A non-inferiority, randomized controlled trial. Quelle: Acta Ophthalmol. 2025 May 6. doi: 10.1111/aos.17514. Epub ahead of print. PMID: 40326420. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/aos.17514