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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Übersicht über die Augenverletzungen durch die Explosion im Beiruter Hafen am 4. August 2020 TRAUMA

Beirut – Die Explosion im Beiruter Hafen am 4. August 2020 war eine der stärksten nicht-nuklearen Explosionen der Geschichte. Wajiha Jurdi Kheir et al. aus dem Department of Ophthalmology des Medical Centers der American University of Beirut, Libanon, erstellten einen Überblick über die Verletzungsmuster der Augen, die Behandlungsstrategien und die Erfahrungen der behandelnden Ärzte, welcher ihrer Meinung nach auch als Orientierung für zukünftige Katastrophenschutzpläne im Bereich der Augenheilkunde dienen könnte. Retrospektiv wurden die Krankenakten aller Patienten überprüft, die sich vom 4. August bis Ende November 2020 in der Notaufnahme und in den 13 augenärztlichen Ambulanzen des Medical Centers der American University of Beirut zur Behandlung von Augenverletzungen vorgestellt haben, die durch die Explosion im Hafen von Beirut entstanden sind. Die Patienten wurden anhand von Notfallakten, ambulanten Akten und Operationsberichten identifiziert. Es wurden die Art der Augenverletzungen, die endgültige bestkorrigierte Sehschärfe und die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs ausgewertet. In die Studie wurden insgesamt 39 Explosionsüberlebende mit Augenverletzungen eingeschlossen. Zweiundzwanzig Patienten stellten sich am Tag der Explosion und 17 innerhalb der folgenden drei Monate mit Augenverletzungen vor, so dass insgesamt 48 Augen von 39 Patienten infolge der Explosion behandelt wurden. 35 Patienten (89,6%) waren Erwachsene und 24 (61,5%) weiblich. Insgesamt 21 Patienten (53,8%) benötigten einen chirurgischen Eingriff, von denen mehr als die Hälfte noch am Tag der Vorstellung dringend erforderlich war (14 [35,9%]). Die meisten Augenverletzungen wurden durch Trümmer und Splitter von zerbrochenem Glas verursacht, die zu Oberflächenverletzungen (26 [54,2%]), Lidrissen (20 [41,6%]), Orbitalfrakturen (14 [29,2%]), Brauenrissen (10 [20,8%]), Hyphema (9 [18,8 %]), offenen Bulbusverletzungen (10 [20,8 %]) und anderen allgemeinen Verletzungen führten. Nur 7 verletzte Augen (14,5%) wiesen eine endgültige bestkorrigierte Sehschärfe von weniger als 20/200 auf, einschliesslich aller 4 offenen Bulbusverletzungen mit primär fehlender Lichtwahrnehmung (8,3%), die eine Enukleation oder Eviszeration erforderten. Die Autoren fassen als Ergebnis ihrer Auswertung in der September-Ausgabe 2021 des JAMA OPHTHALMOLOGY zusammen, dass es sich nach der Explosion im Hafen von Beirut überwiegend um Schrapnellverletzungen handelte, von denen viele aufgrund der Belastung der Gesundheitsdienste verzögert vorgestellt wurden. Im Zusammenhang mit einem fehlerhaften elektronischen Patientenaktensystem war zudem eine Rückkehr zu den Grundlagen der Dokumentation erforderlich. (bs)

Autoren: Kheir WJ, Awwad ST, Bou Ghannam A, Khalil AA, Ibrahim P, Rachid E, El Salloukh NA, Yehia M, Torbey J, El Zein L, Jabbur NS, Noureddin B, Alameddine RM. Korrespondenz: Wajiha Jurdi Kheir, MD, Department of Ophthalmology, American University of Beirut Medical Center, Beirut, Lebanon. Studie: Ophthalmic Injuries After the Port of Beirut Blast-One of Largest Nonnuclear Explosions in History. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2021 Sep 1;139(9):937-943. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2021.2742. PMID: 34351374; PMCID: PMC8343520. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2782557