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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Ausbruch der Affenpocken: Umgang mit betroffenen Patienten in Urologie

INFECTIOUS DISEASES Sheffield – James W. F. Catto aus der Academic Urology Unit der University of Sheffield im Vereinigten Königreich stellte im Dezember 2022 im Fachjournal EUROPEAN UROLOGY die Bedeutung der Urologie beim weltweiten Ausbruch der Affenpocken dar. Affenpocken sind eine Zoonose, die Transmission erfolgt entweder von Mensch zu Mensch oder über ein Wirtstier, häufig Nagetiere und Primaten. Die Übertragung erfolgt über kontaminierte Körperflüssigkeiten oder über Kontakt mit Hautläsionen. Zu Hospitalisationen kommt es sehr selten, noch seltener sind schwere Verläufe mit tödlichem Ausgang. Die erste Infektion im Menschen konnte 1970 nachgewiesen werden, bis ungefähr ins Jahr 2000 kam es nur vereinzelt zu Ausbrüchen, limitiert auf den afrikanischen Kontinent. Ab 2003 konnten auch Fälle in Europa und Nordamerika und somit ausserhalb der Endemiegebiete festgestellt werden, allerdings mit sehr geringen Fallzahlen und meist selbstlimitierendem Verlauf. Ab dem Frühjahr 2022 wurde eine starke Zunahme der Fallzahlen mit Fällen in Spanien, Portugal und Kanada beobachtet. Im weiteren Verlauf traten Fälle in über 92 Ländern ausserhalb des ursprünglichen Endemiegebietes auf. Die Inkubationszeit der Affenpocken beträgt sechs bis dreizehn Tage. Symptome umfassen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit und Lymphadenopathie. Die Lymphadenopathie kann zur Unterscheidung von anderen viralen Erkrankungen beitragen, beispielsweise Masern und den gewöhnlichen Pocken. Ungefähr ein bis drei Tage nach Fieberbeginn treten Läsionen im Gesicht, Extremitäten und Schleimhäuten auf. Läsionen im Genitalbereich sind häufig und können auch als Initialsymptom auftreten. Die Therapie ist symptomgerichtet. Besonders unter dem Aspekt der genitalen Läsionen, welche auch singulär auftreten können, ist als Urologe/Urologin ein Bewusstsein gegenüber der Erkrankung wichtig. Im aktuellen Ausbruch scheinen häufiger homosexuelle Individuen betroffen zu sein, in einer Fallserie von 528 Fällen waren 98% der Betroffenen homo- oder bisexuell, 41% waren HIV infiziert. Dies legte den Schluss einer sexuellen Übertragung (vgl. Ausgabe 04/2022 Swiss Urology) nahe. Zudem ist ein Co-Infekt mit einer STD häufig, so dass ein Screening diesbezüglich zu empfehlen ist. Eine Stigmatisierung von an Affenpocken erkrankten Personen ist zu verhindern, eine Ermutigung zur Information der Sexualpartner sollte erfolgen. Da die Dauer der Infektiosität noch nicht bekannt ist, sollte die Verwendung von Kondomen für 8 Wochen empfohlen werden. (fa)

Autoren: Catto JWF. Korrespondenz: James W. F. Catto, Academic Urology Unit, The Medical School, University of Sheffield, Sheffield, UK. E-Mail: j.catto@sheffield.ac.uk Studie: Monkeypox and the Urologist: Playing an Important Role in This Emerging Global Outbreak. Quelle: Eur Urol. 2022 Dec;82(6):631-632. doi: 10.1016/j.eururo.2022.09.006. Epub 2022 Sep 24. PMID: 36167597; PMCID: PMC9534157. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283822026355

KOMMENTAR Nachdem wir bereits in der letzten Ausgabe über die Affenpocken sowie deren mögliche sexuelle Transmission berichtet haben, liegt der Fokus des aktuellen Artikels mehr auf dem praktischen Umgang mit betroffenen Patienten. Die aktuellen Richtlinien des BAG (Stand 01/2023) empfehlen bei Verdacht eine PCR-Diagnostik aus Hautläsionen und die Umsetzung der Schutzmassnahmen gemäss Swissnoso (Isolation) bis Vorliegen des Testresultats. Für positive Fälle besteht eine Meldepflicht an den Kantonsarzt innerhalb 24 Stunden nach Bekanntwerden des positiven Testresultates. Positive Personen werden von der zuständigen kantonalen Behörde über einzuhaltende Verhaltensmassnahmen informiert.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital