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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Jüngeres Alter beim ersten PSA-Screeningtest ist mit niedrigerer PCa-spezifischer Mortalität verbunden

PROSTATE CANCER New York – Im Göteborg-1-Trial untersuchte Sigrid V. Carlsson aus dem Department of Surgery (Urology Service) am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, Vereinigte Staaten, zusammen mit weiteren Kollegen aus Schweden und den USA den Zusammenhang zwischen der Risikoreduktion der prostatakrebs-spezifischen Mortalität (PCM) und dem Alter, bei dem das erste Mal ein PSA-Screening durchgeführt wurde. Im Rahmen der randomisierten skandinavischen Studie wurden Männer im Alter zwischen 50 und 70 Jahren zu einem zweijährlichen PSA-Screening eingeladen (Screening, n = 10.000) oder eben nicht eingeladen, lediglich mit der Möglichkeit eines opportunistischen PSA-Tests (Kontrolle, n = 10.000). Den Zusammenhang zwischen Screeningalter und der absoluten Risikoreduktion der PCM wurde in drei Konstellationen untersucht: (1) Intention-to-Screen (entspricht dem tatsächlichen Vergleich der Gesamtpopulation der randomisierten Arme); (2) historische Kontrollgruppe (Screening-Gruppe und Registerdaten 1990 bis 1994); und (3) nur tatsächliche Teilnehmer (Screening-Teilnehmer vs. gematchte Kontrollpopulation). Um den Zusammenhang des Alters mit der PCM im Rahmen des Screenings zu untersuchen, wurden die Überlebensdaten mit und ohne Wechselwirkung zwischen dem jeweiligen Studienarm und dem Alter verglichen (dies war nur in Gruppe 1 und 2 möglich). Es zeigte sich, dass ein jüngeres Alter beim ersten PSA-Test mit einer stärkeren Senkung der PCM verbunden war. Explizit war der Zusammenhang zwischen dem jüngeren Einstiegsalter und der Wirkung des Screenings auf die PCM für die gesamte randomisierten Kohorte (Gruppe 1) geringfügig höher als das konventionelle Niveau der statistischen Signifikanz (p = 0,052), bei den Patienten, die tatsächlich teilgenommen haben, jedoch statistisch signifikant (p = 0,002). Die absoluten Zahlen der Prostatakarzinom-Diagnosen und Prostatakarzinom-bezogenen Todesfälle lassen sich in der Tabelle (Tab. 1) aus der Veröffentlichung im Februar 2023 im Fachjournal EUROPEAN UROLOGY gut ablesen. Insbesondere lässt sich hier auch der Effekt des Alters zum Screening-Beginn darstellen. (CW)

 

Autoren: Carlsson SV, Arnsrud Godtman R, Pihl CG, Vickers A, Lilja H, Hugosson J, Månsson M. Korrespondenz: Marianne Månsson, Department of Urology, Sahlgrenska Academy at University of Gothenburg, Bruna Stråket 11B, 41345 Gothenburg, Sweden. E-Mail: marianne.mansson@gu.se Studie: Young Age on Starting Prostate-specific Antigen Testing Is Associated with a Greater Reduction in Prostate Cancer Mortality: 24-Year Follow-up of the Göteborg Randomized Population-based Prostate Cancer Screening Trial. Quelle: Eur Urol. 2023 Feb;83(2):103-109. doi: 10.1016/j.eururo.2022.10.006. Epub 2022 Nov 3. Erratum in: Eur Urol. 2022 Dec 8;: PMID: 36334968. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0302283822027154

Kommentar: Das «Göteborg-1»-Trial zeigte den Zusammenhang: Je jünger Männer mit dem Screening beginnen, desto stärker sinkt das Risiko, an einem Prostatakrebs zu sterben. Die Studie ist jedoch limitiert durch die niedrige PCM-Rate bei Männern, die vor dem Alter von 55 Jahren mit dem Screening beginnen, und auch der Schwierigkeit, zwischen dem Effekt des Anfangsalters und der Screening-Dauer zu unterscheiden. Somit ist klar, dass das Risiko, an einem Prostatakrebs zu sterben, altersabhängig ist, aber das Alter, in dem mit dem Screening begonnen werden sollte, bleibt nicht ganz klar definiert. In Anbetracht der Tatsache, dass frühere Screening-Studien Männer einschlossen, die bei Beginn des Screenings bis zu 70 Jahre alt waren, deuten diese Ergebnisse jedoch klar darauf hin, dass die epidemiologische Effektgrösse des Screenings umso höher ist, je früher man beginnt. Diese Grenze könnte aus heutiger Sicht in Zukunft etwa im Alter zwischen 50-55 Jahren liegen. Durch die zunehmende Verfeinerung der weiteren Abklärungen bei einem erhöhten PSA-Wert (MRI der Prostata, Risikokalkulatoren, Familienanamnese, ggf. sogar weitere Blutmarker) ist das Risiko einer Überdiagnostik sehr wahrscheinlich auch nicht mehr in derselben Form gegeben, wie es vor einigen Jahren noch der Fall war, weshalb die Altersgrenze für den Screening-Beginn aus Sicht der Autoren bereits bei 50 Jahren liegen könnte. Auch die mittlerweile etablierte Strategie der aktiven Überwachung wird dazu führen, das Thema der Übertherapie in Zukunft zu reduzieren.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital