Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Vergleich der Outcomes nach Nierenteilresektion bei T1- und T3-Nierenzellkarzinomen

RENAL CELL CANCER London – Die Nierenteilresektion ist die empfohlene Therapieoption für kleine Raumforderungen der Niere. Die EAU-Guidelines empfehlen die Nierenteilresektion für Tumore im Stadium cT1 um die Nierenfunktion möglichst zu erhalten und sekundäre Folgen einer Niereninsuffizienz zu vermeiden. Die Rolle der Nierenteilresektion bei T3a-Tumoren, definiert als Involvierung der Nierenvene oder eines segmentalen Armes oder perirenalen Fettes und/oder Sinus-Fettes, bleibt in der Literatur kontrovers, mit allerdings vielversprechenden Resultaten aus retrospektiven Studien. Die Autoren um Wei Shen Tan aus der Division of Surgery and Interventional Science, Department of Urology, am University College London, Vereinigtes Königreich, postulieren in der vorliegenden Forschungsarbeit ein vergleichbares Gesamtüberleben zwischen cT1- und cT4a-Tumoren mit einem Durchmesser von weniger als vier Zentimeter, welche mittels Nierenteilresektion behandelt werden. Zur Überprüfung ihrer Hypothese analysierten sie die National Cancer Database. Eingeschlossen wurden Patienten jünger als 60 Jahre mit einem Charlson Comorbidity Index ≤ 1 und mit Diagnose eines cT1a/b- oder cT3a-Tumors < 4 cm Durchmesser ohne metastasensuspekte Läsionen. In die Studie konnten 30.195 Patienten mit einem mittleren Alter von 49,2 Jahren eingeschlossen werden. Das mediane Follow-Up betrug 64,36 Monate. Um ein Bias durch Confounder auszuschliessen, wurde eine Adjustierung mittels Cox-Regression vorgenommen. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens zeigte sich zwischen cT1a und cT3a < 4 cm kein Unterschied (Hazard ratio [HR] 1,05; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,58 bis 1,90; p = 0,88). Allerdings zeigte sich ein Überlebensvorteil für die cT1b-Gruppe (HR 1,31; 95% KI 1,15 bis 1,48; p < 0,01). Eine Stratifikation nach Histologie und chirurgischem Vorgehen erbrachte keine anderen Resultate. Ebenso zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich dem prädiktiven 10-Jahresüberleben. Positive Absetzungsränder (R1) konnten bei cT1a-Tumoren in 6,3% der Fälle, bei cT1b-Tumoren in 5,5% und bei Tumoren entsprechend cT3a < 4 cm in 14,2% (p < 0,01) nachgewiesen werden. Zu einem Upstaging der Tumore cT3a < 4 cm kam es in keinem der Fälle, ein Downstaging konnte in 14,74% der Fälle beobachtet werden. Die Autoren bewerten in der Oktober-Ausgabe 2022 im Fachjournal EUROPEAN UROLOGY FOCUS aufgrund der Resultate die partielle Nierenresektion für T3a-Tumore mit einem Durchmesser von weniger als 4 cm als onkologisch sicheres Therapieverfahren. Die Tatsache, dass T1b-Tumore schlechtere Outcomes erzielten als kleine T3a-Tumore, unterstützt die Hypothese, dass Tumorgrösse ein Prädiktor für ein schlechteres Outcome sein könnte. (fa)

Autoren: Tan WS, Koelker M, Campain N, Cole AP, Labban M, Mossanen M, Barod R, Kibel AS, Chang SL, Bex A, Trinh QD. Korrespondenz: Quoc-Dien Trinh, Center for Surgery and Public Health, Division of Urological Surgery, Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, 45 Francis Street, Boston, MA 02115, USA. E-Mail: qtrinh@bwh.harvard.edu Studie: Comparison of Long-term Outcomes for Young and Healthy Patients with cT1a and cT3a Renal Cell Carcinoma Treated with Partial Nephrectomy. Quelle: Eur Urol Focus. 2022 Oct 11:S2405-4569(22)00225-5. doi: 10.1016/j.euf.2022.09.018. Epub ahead of print. PMID: 36241545. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(22)00225-5/fulltext

KOMMENTAR Bei der Interpretation der Resultate bleibt zu berücksichtigen, dass die Resultate in einem jungen, gesunden Patientenkollektiv erzielt worden sind mit limitierter Tumorgrösse. Die Beurteilung, ob ein T3a-Tumor für eine Nierenteilresektion in Frage kommt, sollte unter Berücksichtigung weiterer Faktoren (Erfahrung Operateur, Tumorlage, Patientencharakteristika) erfolgen.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital