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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Diabetische Retinopathie als früher Prädiktor für Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus

MEDICAL RETINA Genf – Die proliferative diabetische Retinopathie (PDR) als Folge der diabetischen Retinopathie (DR), einer häufigen Komplikation des Diabetes mellitus (DM), ist die häufigste Erblindungsursache in der erwerbsfähigen Bevölkerung. Das internationale Autorenteam um Martina Kropp aus der Division of Experimental Ophthalmology am Department of Clinical Neurosciences des Universitätsspitals Genf beschreibt die derzeitigen Screening-Verfahren für das DR-Risiko als nicht effektiv genug, so dass die Krankheit oft so lange unerkannt bleibt bis irreversible Schäden eingetreten sind. Diabetes-assoziierte Erkrankungen kleiner Gefässe und neuroretinale Veränderungen führen zu einem Teufelskreis, der zur Umwandlung von DR in PDR mit charakteristischen Merkmalen im Auge wie exzessiver Schädigung von Mitochondrien und Netzhautzellen, chronischer Entzündung, Neovaskularisation und reduziertem Gesichtsfeld führt. Die PDR gilt als unabhängiger Prädiktor für andere schwere diabetische Komplikationen wie den ischämischen Schlaganfall. Ein „Dominoeffekt“ ist sehr charakteristisch für kaskadierende DM-Komplikationen, bei denen DR ein früher Indikator für eine gestörte molekulare und visuelle Signalübertragung ist. Die Kontrolle der mitochondrialen Gesundheit ist klinisch relevant für das Management der DR, und die multiomische Analyse der Tränenflüssigkeit kann für die Prognose der DR und die Vorhersage der PDR von entscheidender Bedeutung sein. Veränderte Stoffwechselwege und Bioenergetik, mikrovaskuläre Defizite und Erkrankungen kleiner Gefässe, chronische Entzündungen und ausgeprägter Gewebeumbau stehen im Mittelpunkt des Artikels als evidenzbasierte Ziele für einen prädiktiven Ansatz zur Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Algorithmen. Diese könnten, so die Autoren in der Februar-Ausgabe 2023 des EPMA JOURNAL, in Zukunft durch die Umsetzung des Paradigmenwechsels von der reaktiven zur prädiktiven, präventiven und personalisierten Medizin (PPPM) im primären und sekundären DR-Versorgungsmanagement zu einer individualisierten und kosteneffizienten Frühprävention führen. (bs)

Autoren: Kropp M, Golubnitschaja O, Mazurakova A, Koklesova L, Sargheini N, Vo TKS, de Clerck E, Polivka J Jr, Potuznik P, Polivka J, Stetkarova I, Kubatka P, Thumann G. Korrespondenz: Martina Kropp, Division of Experimental Ophthalmology, Department of Clinical Neurosciences, University of Geneva University Hospitals, 1205, Geneva, Switzerland. E-Mail: martina.kropp@unige.ch Studie: Diabetic retinopathy as the leading cause of blindness and early predictor of cascading complications-risks and mitigation. Quelle: EPMA J. 2023 Feb 13;14(1):21-42. doi: 10.1007/s13167-023-00314-8. PMID: 36866156; PMCID: PMC9971534. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s13167-023-00314-8