
Semaglutid möglicherweise mit erhöhtem Risiko für ischämische Optikusneuropathie bei Diabetes verbunden
NEUROOPHTHA Taichung – Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Anwendung von Semaglutid und dem Auftreten einer nichtarteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (non-arteritic anterior ischemic optic neuropathy, NAAION) bei Patienten mit Diabetes war Gegenstand einer retrospektiven Kohortenstudie. Das Forschungsteam um Alan Y. Hsu vom Department of Ophthalmology des China Medical University Hospital in Taichung, Taiwan nutzte dafür Daten aus der TriNetX-Datenbank, einem internationalen Netzwerk mit anonymisierten elektronischen Gesundheitsdaten aus zahlreichen medizinischen Einrichtungen weltweit, die zwischen dem 1. Oktober 2019 und dem 31. Dezember 2023 erhoben wurden.
Ziel war es, das Risiko einer NAAION unter Anwendung von Semaglutid bei Personen mit Diabetes ohne vorbestehende NAAION zu analysieren. Die Patientengruppe mit einer Semaglutid-Verordnung wurde einer gleich grossen Kontrollgruppe gegenübergestellt, in der Antidiabetika aus der Klasse der Nicht-GLP-1-Rezeptoragonisten (glucagon-like peptide-1 receptor agonists, GLP-1-RA) verordnet wurden. Die Analyse der Daten wurde am 1. September 2024 abgeschlossen. Als primäre Endpunkte wurden die kumulative Inzidenz sowie die Hazard Ratio (HR) für das Auftreten einer NAAION erhoben.
Insgesamt wurden 3.344.205 Personen mit Diabetes in die Studie eingeschlossen. Die Semaglutid-Kohorte umfasste 174.584 Patienten (mittleres Alter 58,3 Jahre; 51,8 % weiblich, 41,1 % männlich), ebenso wie die Kontrollgruppe mit anderen Antidiabetika (mittleres Alter 58,2 Jahre; 51,82 % weiblich, 41,24 % männlich).
In den Zeiträumen von 1 Monat (HR 2,99; 95 % Konfidenzintervall [KI] 0,31 - 28,75), 3 Monaten (HR 1,33; 95 % KI 0,30 - 5,93), 6 Monaten (HR 1,79; 95 % KI 0,60 - 5,35) und 1 Jahr (HR 1,94; 95 % KI 0,93 - 4,02) nach Beginn der Semaglutid-Anwendung wurde kein signifikant erhöhtes Risiko für das Auftreten einer NAAION beobachtet. Ab dem zweiten Jahr zeigte sich jedoch ein statistisch signifikanter Zusammenhang: Nach zwei Jahren betrug die HR 2,39 (95 % KI 1,37 - 4,18), nach drei Jahren 2,44 (95 % KI 1,44–4,12) und nach vier Jahren 2,05 (95 % KI 1,26 - 3,34).
Ein erhöhtes Risiko wurde auch in Subgruppenanalysen festgestellt: Bei Personen mit Diabetes und gleichzeitig bestehender Hypertonie, die Semaglutid einnahmen, lag die HR bei 2,42 (95 % KI 1,19 - 4,92). Ebenso war das Risiko erhöht bei jenen, die in der Anamnese Ozempic® (Novo Nordisk) erhalten hatten oder dieses Präparat als Monotherapie verordnet bekamen.
In der elektronischen Vorabpublikation im März 2025 bei JAMA OPHTHALMOLOGY kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Anwendung von Semaglutid bei Patienten mit Diabetes mit einem erhöhten Risiko für eine nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie assoziiert ist. Sie betonen jedoch, dass das retrospektive Studiendesign keine kausalen Rückschlüsse zulässt und weitere prospektive Untersuchungen erforderlich seien. (bs)
Autoren: Hsu AY, Kuo HT, Wang YH, Lin CJ, Shao YC, Chiang CC, Hsia NY, Lai CT, Tseng H, Wu BQ, Chen HS, Tsai YY, Hsu MY, Wei JC. Korrespondenz: Alan Y Hsu , Department of Ophthalmology, China Medical University Hospital, China Medical University, Taichung, Taiwan. Studie: Semaglutide and Nonarteritic Anterior Ischemic Optic Neuropathy Risk Among Patients With Diabetes. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2025 Mar 27:e250349. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2025.0349. Epub ahead of print. PMID: 40146102; PMCID: PMC11950975. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2831924