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Fachverlag und Nachrichtenagentur

SWISS OPHTHAL

Systematisches Review und Metaanalysen zur Assoziation zwischen Katarakt und Frakturrisiko

CATARACT Rom – Trotz des zunehmenden Interesses an einem möglichen Zusammenhang zwischen Katarakt und Knochenfrakturen ist die Evidenzlage bislang uneinheitlich. Ein Forschungsteam um Gabriele Gallo Afflitto von der Ophthalmology Unit am Department of Experimental Medicine der University of Rome «Tor Vergata», Italien, hat die Odds Ratio (OR) und Hazard Ratio (HR) für Knochenfrakturen bei phaken Personen mit Katarakt untersucht – im Vergleich zu phaken Personen ohne Katarakt sowie zu pseudophaken Personen.

Die systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse wurde gemäss den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) durchgeführt. Vier elek­tronische Datenbanken – PubMed, Embase, Web of Science und Cumulative Index to Nursing and Allied Health Literature (CINAHL) – wurden von Beginn an bis Mai 2024 durchsucht. Zwei unabhängige Gutachter übernahmen das Screening von Titeln und Abstracts, die Volltextprüfung sowie die Qualitätsbewertung der eingeschlossenen Studien. Für die statistische Auswertung kamen frequentistische Inferenz-Metaanalysen sowie Bayessche Netzwerk-Metaanalysen (NMA) zum Einsatz.

Insgesamt erfüllten 16 Artikel die vordefinierten Ein- und Ausschlusskriterien. Elf davon wurden in die quantitative Synthese aufgenommen und umfassten eine Gesamtpopulation von 4.713.458 Personen mit insgesamt 284.811 berichteten Frakturen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wurde als niedrig bis moderat bewertet. Im Vergleich zu Personen ohne Katarakt ergab sich für Personen mit Katarakt eine OR für Frakturen von 1,44 (95 % Konfidenzintervall [KI] 0,75 bis 2,75; p > 0,05) und eine HR von 1,51 (95 % KI 1,14 bis 2,01; p = 0,0152).

Die bayesianischen Netzwerk-Metaanalysen zeigten ein erhöhtes Frakturrisiko bei Kataraktpatienten im Vergleich sowohl zu phaken Personen ohne Katarakt (OR: 3,0 [95 % Glaubwürdigkeitsintervall (CrI) 2,8 bis 3,3]; HR: 1,1 [95 % CrI 1,09 bis 1,12]) als auch zu pseudophaken Personen (OR: 1,7 [95 % CrI 1,6 bis 1,8]; HR: 1,28 [95 % CrI 1,24 bis 1,31]). Für pseudophake Personen ergab sich im Vergleich zu phaken Personen mit Katarakt ein um 27 % reduziertes Frakturrisiko, entsprechend einer verhinderten Fraktur pro acht pseudophaken Personen.

In der Februar-Ausgabe 2025 der Fachzeitschrift OPHTHALMOLOGY kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Evidenz mit geringer Vertrauenswürdigkeit auf ein erhöhtes Frakturrisiko bei Kataraktpatienten im Vergleich zu Personen ohne Katarakt hinweist. Evidenz mittlerer Vertrauenswürdigkeit legt nahe, dass pseudophake Personen im Vergleich zu phaken Patienten mit und ohne Katarakt das geringste Frakturrisiko aufweisen. Die Forschergruppe empfiehlt weitere Studien, um den kausalen Zusammenhang zwischen Katarakt und Frakturrisiko zu klären und die Rolle der Kataraktchirurgie in der Frakturprävention zu untersuchen. (bs)

Autoren: Gallo Afflitto G, Aiello F, Surico PL, Malek DA, Mori T, Swaminathan SS, Maurino V, Nucci C. Korrespondenz: Francesco Aiello, MD, PhD, FEBOS-CR, Università di Roma “Tor Vergata”, Via Cracovia, 90, 00133, Rome, Italy. E-Mail: francescoaiello@hotmail.com Studie: Cataract and Risk of Fracture: A Systematic Review, Meta-Analysis, and Bayesian Network Meta-Analysis. Quelle: Ophthalmology. 2025 Feb 18:S0161-6420(25)00130-7. doi: 10.1016/j.ophtha.2025.02.010. Epub ahead of print. PMID: 39978438. Web: https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(25)00130-7/fulltext