
Systematisches Review zur Therapie der makulären Teleangiektasie mit Anti-VEGF-Wirkstoffen
MEDICAL RETINA Ottawa – Die makuläre Teleangiektasie ist eine seltene degenerative Netzhauterkrankung, die zum fortschreitenden Verlust des zentralen Sehvermögens führen kann. Anti-vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor-Wirkstoffe (Anti-VEGF) werden als potenzielle therapeutische Option diskutiert. Ziel der systematischen Übersichtsarbeit des Autorenteams um Aswen Sriranganathan von der Faculty of Medicine der University of Ottawa, Kanada, war es, die klinischen Ergebnisse einer Anti-VEGF-Therapie bei Patientinnen und Patienten mit makulärer Teleangiektasie zu evaluieren.
Die Autorengruppe führte eine systematische Literaturrecherche in Ovid MEDLINE, Embase und der Cochrane Library durch und berücksichtigte alle vergleichenden Studien zur Anti-VEGF-Therapie bei makulärer Teleangiektasie von Beginn der Datenbanken bis Juni 2024. Primärer Endpunkt war die Veränderung der bestkorrigierten Sehschärfe (best corrected visual acuity, BCVA). Sekundäre Endpunkte umfassten die zentrale Makuladicke (central macular thickness, CMT), die zentrale Aderhautdicke (central choroidal thickness, CCT) sowie die Leckage im Rahmen der Fluoreszenzangiographie (FA-Leckage).
Insgesamt wurden zehn Studien mit 377 Augen von 239 Patientinnen und Patienten eingeschlossen, bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 23,4 ± 8,3 Monaten. Bei nicht-proliferativer makulärer Teleangiektasie verringerte sich die mittlere BCVA von 0,42 auf 0,35. In Augen mit choroidaler Neovaskularisation (choroidal neovascularization, CNV) sank die mittlere BCVA von 0,66 auf 0,52 zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung. Fünf Studien berichteten über eine Verbesserung der Sehschärfe, eine über eine Reduktion der FA-Leckage ohne funktionellen Nutzen. Vier Studien zeigten keinen funktionellen Vorteil.
Für die nicht-proliferative Form berichteten vier Studien über keine funktionelle Verbesserung, zwei Studien dokumentierten signifikante funktionelle und morphologische Verbesserungen. Eine weitere Studie deutete auf potenzielle Vorteile hinsichtlich der BCVA hin. Bei proliferativer makulärer Teleangiektasie zeigten zwei Studien eine Verbesserung sowohl anatomischer als auch funktioneller Parameter, während eine Studie lediglich auf mögliche günstige Effekte einer Anti-VEGF-Therapie hinwies.
Die mittlere CMT bei nicht-proliferativer makulärer Teleangiektasie sank von 201 µm auf 199 µm. Bei CNV-bedingten Veränderungen verringerte sich die CMT von 328,23 µm auf 267,44 µm. Bei proliferativer makulärer Teleangiektasie wurde unter Anti-VEGF-Therapie eine Abnahme der CCT von 272,37 µm auf 247,40 µm beobachtet. Verbesserungen der FA-Leckage wurden insbesondere unter Ranibizumab berichtet. Schwerwiegende Nebenwirkungen der Anti-VEGF-Therapie wurden in keiner der eingeschlossenen Studien dokumentiert.
In der elektronischen Vorabpublikation im Februar 2025 bei OPHTHALMOLOGICA kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Anti-VEGF-Wirkstoffe mit günstigen anatomischen und funktionellen Ergebnissen assoziiert sein können, insbesondere bei Augen mit proliferativer makulärer Teleangiektasie. Sie betonen jedoch die Notwendigkeit gross angelegter, prospektiver klinischer Studien zur weiteren Bewertung dieser Therapieoption. (bs)
Autoren: Sriranganathan A, Grad J, Mihalache A, Popovic MM, Kertes PJ, Kohly R, Muni RH. Korrespondenz: Rajeev H. Muni, Department of Ophthalmology and Vision Sciences, University of Toronto, Toronto, ON, Canada. E-Mail: rajeev.muni@utoronto.ca Studie: Anti-Vascular Endothelial Growth Factor Treatment Outcomes in Macular Telangiectasia: A Systematic Review. Quelle: Ophthalmologica. 2025;248(2):123-136. doi: 10.1159/000543771. Epub 2025 Feb 17. PMID: 39961284; PMCID: PMC11999654. Web: https://karger.com/oph/article/248/2/123/921805/Anti-Vascular-Endothelial-Growth-Factor-Treatment