Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

SWISS OPHTHAL

Narratives Review zur Pathogenese und Therapie der Para­inflammation des okulären Systems beim Trockenen Auge

SICCA Mailand – Das Konzept des Übergangs von einer regulierten zu einer dysregulierten Parainflammation wird als ein entscheidender Schritt zur besseren Aufklärung der Pathogenese des Trockenen Auges (Dry Eye Disease, DED) angesehen und sollte weiter untersucht werden. Stefano Barabino vom Ocular Surface & Dry Eye Center in Mailand, Italien, und das Autorenteam aus mehreren europäischen Ländern fassen die aktuellen Erkenntnisse über die Mechanismen zusammen, die zu einer Dysregulation der Parainflammation führen können. Zudem stellen sie eine neue Hypothese auf, wie dieser Prozess mit der Entwicklung einer chronischen Entzündung in Zusammenhang stehen könnte.

Eine Gruppe europäischer Experten für DED diskutierte im Rahmen eines Round-Table-Gesprächs die Bedeutung der Parainflammation bei den häufigsten DED-assoziierten Augenerkrankungen. Basierend auf den Ergebnissen dieser Diskussion erstellten die Autoren ein narratives Review, gestützt auf eine PubMed-Recherche zu zentralen Aspekten der Thematik. Thematisiert wurden die Parainflammation, die dysfunktionale Parainflammation, Veränderungen der Lipid- und Muzinkomponenten des Tränenfilms sowie der Gehalt an Tränencortisol.

Die Parainflammation ist ein Merkmal verschiedener Augenerkrankungen und zeichnet sich durch die Beteiligung des Immunsystems sowie von Komplementfaktoren aus. Beim Trockenen Auge führen kontinuierliche und anhaltende Schädigungen zu qualitativen und quantitativen Veränderungen der Lipid- und Muzinkomponenten des Tränenfilms. Darüber hinaus wurde kürzlich eine verminderte Cortisolsynthese durch Hornhautepithelzellen als weiterer additiver Faktor beschrieben. Dieser veränderte Zustand begünstigt eine übermässige Aktivität von Makrophagen, die Freisetzung von Zytokinen und Adhäsionsmolekülen, den Verlust der Gewebehomöostase und möglicherweise die Entstehung einer chronischen Entzündung.

In ihrer Zusammenfassung weisen die Autoren in der in der Mai-Ausgabe 2025 des Fachjournals OPHTHALMOLOGY AND THERAPY veröffentlichten Studie darauf hin, dass die Literatur die zentrale Rolle der Parainflammation für die Pathogenese von DED belegt und somit einen Ansatzpunkt für eine verbesserte Diagnostik und Therapie darstellt. Zugleich heben sie hervor, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um den Übergang von funktioneller zu dysfunktionaler Parainflammation präziser zu charakterisieren, einschliesslich der Rolle zusätzlicher Komponenten der Augenoberfläche neben dem Tränenfilm. (bs)

Autoren: Barabino S, Aragona P, Baudouin C, Boboridis K, Salgado-Borges J, Benitez-Del-Castillo JM, Messmer EM, Stanila A, Horwath-Winter J, Wylegala E, Rolando M. Korrespondenz: Stefano Barabino, Ocular Surface & Dry Eye Center, ASST Fatebenefratelli SACCO, Milan University, 20123, Milan, Italy. E-Mail: stebarabi@gmail.com Studie: Parainflammation in the Ocular System: Considerations on the Underlying Mechanisms and Treatment of Dry Eye Disease. Quelle: Ophthalmol Ther. 2025 May;14(5):883-895. doi: 10.1007/s40123-025-01115-0. Epub 2025 Mar 29. PMID: 40156711; PMCID: PMC12006601. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s40123-025-01115-0